von Luke Maguire:
„Es ist für uns alle schwer zu fassen, dass sie nicht mehr da ist.“ Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel ist niedergeschlagen, als er auf der Trauerfeier im Kurhaus in Oberstaufen über den doch recht plötzlichen Tod von Heidi Biebl spricht. Zugleich ist er aber auch sehr stolz. Stolz auf das, was Heidi Biebl in ihrem Leben erreicht hat, aber auch auf das, was sie für die Gemeinde Oberstaufen getan hat. Die Ski-Legende hat zur Bekanntheit der aufstrebenden Tourismusregion beigetragen, sagt Beckel. „Sie hat den Namen Oberstaufens in die Welt getragen.“
Nicht nur ihre sportlichen Erfolge bleiben der Gemeinde in Erinnerung, auch ihre „sympathische und lebensfrohe Art. Sie war eben ein echtes Staufner Original“, erzählt Beckel – offen, ehrlich, manchmal auch spontan und witzig statt wohlüberlegt und diplomatisch. Schöne und vor allem lustige Stunden habe der Rathauschef mit Heidi Biebl und ihrem Mann Bora verbracht. „Doch wenn Ski alpin im Fernsehen lief, war sie nicht anzusprechen.“ Denn das war ihre Leidenschaft, dort zeigte sie ihre besten sportlichen Leistungen und wurde zur Ski-Legende.
Mit drei Jahren stand die Allgäuerin zum ersten Mal auf Skiern, erzählt Pfarrer Frank Wagner. Seitdem sei sie nicht mehr vom Skifahren losgekommen. „Sie war eine begnadete Skifahrerin, aber ein noch besserer Mensch“, sagt Wagner. Als Vikar habe er Heidi Biebl zum ersten Mal kennengelernt und seitdem haben sich ihre Wege immer wieder gekreuzt. „Mit ihrer Skischule hat sie so viele Kinder für den Skisport begeistern können.“ Und sie habe so zu ihren eigenen sportlichen Erfolgen auch zu denen anderer beigetragen.
Rückblick: Es war der 20. Februar 1960. Die damals 19-jährige Biebl reiste zu den Olympischen Winterspielen nach Squaw Valley in den USA und schrieb dort Skigeschichte. Als erste Deutsche holte die Allgäuerin olympisches Abfahrtsgold. Obwohl es als ihr größter Erfolg in die Geschichte eingehen sollte, war für Biebl ein Rennen noch wichtiger. „Ihre drei Kombinationssiege 1965 in Grindelwald“, erzählt Hanskarl Bechteler, Vorsitzender des Skiclubs Oberstaufen und langjähriger Weggefährte Biebls. Für den Sieg in Grindelwald (Schweiz) wurde die Allgäuerin mit dem Großen Bambi-Ehrenpreis geehrt.
Die Liste an Erfolgen und Auszeichnungen ist lang: zehn deutsche Juniorentitel, 15 deutsche Meistertitel und 30-Fis-A-Siege – das entspricht dem heutigen Skiweltcup. Für die großen Erfolge erhielt sie ebenso hohe Ehrungen, wie das „Silberne Lorbeerblatt“ der Bundesrepublik Deutschland, den „Goldenen Ski“ des Deutschen Skiverbandes, die „Goldene Leistungsnadel“ des Allgäuer Skiverbandes und den „Ehrenring“ der Heimatgemeinde Oberstaufen (wird an drei lebende Bürger des Marktes Oberstaufen überreicht).
Doch Heidi Biebl war für Hanskarl Bechteler und ihren Heimatklub mehr als nur eine Ski-Legende und Ehrenmitglied. „Sie war eine schillernde Figur im Skisport. Ihr Humor, ihr Lachen, ihre unkomplizierte Art. Das wird uns fehlen“, sagt Bechteler. Bis zuletzt habe Heidi Biebl den SC Oberstaufen unterstützt. „Trotz ihrer Knieprobleme war sie beim letzten Skiclubwandertag dabei und hat die Kids zur Falkenhütte begleitet.“
Epple-Schwestern trauern mit
Auch langjährige sportliche und private Weggefährten wohnten der Trauerfeier bei und nahmen Abschied von Heidi Biebl. Die ehemalige deutsche Skirennläuferin Irene Epple-Waigel, ihr Ehemann, der ehemalige Bundesfinanzminister, Theo Waigel sowie Maria Epple-Beck, Weltmeisterin im Riesenslalom 1978, und Dr. Konstanze Koepff-Röhrs verabschiedeten sich von ihrer langjährigen Freundin.
Nach der Trauerfeier verließ die Gemeinschaft das Kurhaus in Richtung Friedhof. Und der Weg führte die Trauergemeinde passend über den „Heidi-Biebl-Weg“ zu der letzten Ruhestätte der Ski-Legende aus Oberstaufen.
