Die große Hoffnung

Von Noa Hüper – Bilder Ralf Lienert –

Katharina Hennig ist Deutschlands erfolgreichste Langläuferin. Beim härtesten Etappenrennen des Weltcups will sie in die Top Ten. Wo die Wahl-Allgäuerin die nötige Kraft tankt.

In der klassischen Technik (hier ein Foto von der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf) gelang Katharina Hennig schon mehrmals der Sprung aufs Weltcup-Podest. Bei der Tour de Ski strebt sie einen Gesamtrang unter den Top Ten an. Fotos: Ralf Lienert (Archivbilder)

In der klassischen Technik (hier ein Foto von der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf) gelang Katharina Hennig schon mehrmals der Sprung aufs Weltcup-Podest. Bei der Tour de Ski strebt sie einen Gesamtrang unter den Top Ten an. Fotos: Ralf Lienert (Archivbilder)

Sonthofen/Oberstdorf Sechs Rennen in acht Tagen und drei Orte in drei Ländern. Für die weltbesten Langläuferinnen und Langläufer beginnt am 28. Dezember eine wahre Tortur: die Tour de Ski 2021/22. Start ist im schweizerischen Lenzerheide, danach zieht der Tross weiter nach Oberstdorf und die letzten beiden Rennen steigen im Fleimstal in Italien.

Die Deutsche mit den besten Erfolgsaussichten ist Wahl-Allgäuerin Katharina Hennig. Die 25-jährige Erzgebirgerin, lebt seit drei Jahren bei ihrem Freund Christian Dotzler in einem beschaulichen Ort bei Sonthofen und wurde in den vergangenen beiden Wintern jeweils Achte in der Gesamtwertung des prestigeträchtigen Etappenrennens.

Dabei überzeugte Hennig vor allem bei den letzten Etappen im italienischen Val di Fiemme: Dort holte sie 2019 und 2020 ihre ersten beiden Podestplätze im Weltcup. „Auf die Rennen dort freue ich mich am meisten. Ich habe super Erinnerungen an die Strecke“, schwärmt Hennig. Beim diesjährigen Weltcup-Auftakt, Ende November im finnischen Ruka, lief Hennig erneut aufs Podest: Dritte über 10 Kilometer klassisch – Hennigs Paradedisziplin. Nur die absoluten Überfliegerinnen Frida Karlsson und Therese Johaug waren ein paar Sekunden schneller. Zwei Wochen später folgte in Davos/Schweiz zudem die erste Top-Ten-Platzierung in der „ungeliebten“ Skating-Technik.

Alles angerichtet für die Tour de Ski, könnte man meinen. Doch weit gefehlt. Eine Erkältung warf die deutsche Vorzeige-Langläuferin mitten in der Vorbereitung auf das Etappenrennen aus der Bahn. „Ich hatte einen Schnupfen. Fünf Tage konnte ich nicht trainieren, an sich halb so wild“, sagt Hennig. Allerdings würfelte die leichte Verkühlung ihren Trainingsplan vor der Tour de Ski mächtig durcheinander. Statt Trainingslager in Davos hieß es Bett hüten und viel Tee trinken. Erst kurz vor Weihnachten stieg Hennig wieder ins Training ein. Noch einmal Langlaufen an der Sonnenalp bei Tiefenberg, „eine meiner absoluten Lieblingsstrecken im Allgäu“, bevor es für die gebürtige Sächsin für einige Tage zurück in die Heimat ging – Kraft tanken vor dem ersten Saisonhöhepunkt.

Zum ersten Mal seit drei Jahren verbrachte die 25-Jährige Weihnachten wieder im von ihr so geliebten Erzgebirge: „Das ist meine Heimat, ein ganz besonderer Ort für mich. Mir ist es extrem wichtig, regelmäßig meine Familie zu besuchen.“ Doch während der Feiertage wurde auch fleißig an der Form gefeilt. Auf den Loipen, auf denen sie das Langlaufen lernte, trainierte Hennig noch einmal intensiv.

Danach brach sie gemeinsam mit Bundestrainer Janko Neuber nach Lenzerheide auf. Zum Auftakt der Tour de Ski steht am Dienstag für Frauen und Männer der Freistil-Sprint auf dem Programm. „Das ist das, was ich am wenigsten kann“, gibt die Distanz-Spezialistin mit Hang zur klassischen Technik zu und ergänzt: „Für mich ist das kaum mehr als Vorbereitung für die nächsten Rennen.“ Die zweite Etappe dürfte mehr nach dem Geschmack von Hennig sein – 10 Kilometer klassisch: „Da fühle ich mich wohl.“

Nach einem Ruhetag geht’s beim Heimweltcup in Oberstdorf weiter, anders als in der Schweiz und Italien ohne Fans. Unzählige Male ist Hennig im Training und Wettkampf bereits Burgstall, Egli-Hügel und Co. hoch und runter. „Diesmal leider ohne Publikum, aber das sind wir mittlerweile schon gewohnt.“ Die Strecken am Renksteg sind jedenfalls fertig präpariert. Eine 40 Zentimeter dicke Kunstschnee-Loipe garantiert gute Verhältnisse, auch bei warmem Wetter. Den Distanz-Rennen an Silvester und Sprints an Neujahr steht also nichts im Wege.

Nach einem weiteren Ruhetag steht der Schlussakkord im Val di Fiemme an – zweimal Massenstart. Der ganz große Brocken wartet am letzten Tag der Tour, wenn sich die Athletinnen und Athleten in Serpentinen die steile Skipiste hoch zur Alpe Cermis quälen. „Das muss man als Langläufer einfach mal gemacht haben. Dort herrscht eine super Stimmung. Es ist so steil, dass man nur ganz langsam an den Zuschauern vorbei läuft. Einfach ein cooles Rennen“, sagt Hennig.

Ob es nach dem Rückschlag durch die Erkältung, wie in den vergangenen beiden Jahren für die Top Acht reichen wird, müsse man sehen. Katharina Hennig würde es „auf jeden Fall riesig freuen“.

06.03.2021, Deutschland, Oberstdorf, FIS Nordische Ski Weltmeisterschaften 2021 – Ski nordisch, Nordische Ski WM 2021, Wintersport, NWM – Langlauf Langlaufen – Frauen Damen – 30 km – im Ried – Katharina Hennig

Post Author: Dieter Haug