U16 Zentralkader

Sie sind jung, heiß, ehrgeizig – und besessen vom alpinen Skisport. Ihre Ziele heißen Weltcup, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele. Dafür trainieren sie sechs Tage pro Woche. Ihre Vorbilder sind Stars wie Lucas Braathen (Norwegen) oder Mikaela Shiffrin (USA). Wenn am kommenden Wochenende der alpine Weltcup-Zirkus in Sölden seine Fahrt aufnimmt, werden die Talente aus dem Zentralkader U 16 des Allgäuer Skiverbands ihre Fahrten verfolgen, analysieren und versuchen, es ihnen gleichzutun.
Neun Buben und drei Mädchen trainieren unter der Ägide von Headcoach Alex Böhme und Co-Trainer Erwin Walch. Bis Mitte Dezember werden sie 46 Schnee- und 116 Konditage absolviert haben. Wie bewältigen die Gymnasiasten diese Belastungen? „Viel Freizeit bleibt nicht übrig“, sagt Leon Jost aus Oberstdorf. „Schule, Training, Hausaufgaben, Bett.“ So beschreibt er seinen Tagesablauf. Das bedeutet: Disziplin und Bereitschaft, auch mal in den Ferien den durch Fehltage versäumten Schulstoff nachzuholen. Zeit zum Chillen oder anderen Hobbys nachzugehen bleibt kaum. Lara Marie Wies, ebenfalls aus Oberstdorf, spielt gerne, wenn sie mal Gelegenheit hat, Klavier oder geht im Sommer zum Wakeboarden.
Und doch sind die Aussichten, im Schnee ganz nach oben zu kommen, gering. Alex Böhme weiß, wovon er spricht. Schwere Verletzungen bedeuten oft schon in jungen Jahren das Karriereende. „Deshalb sind ein behutsamer Aufbau, eine stabile Physis und eine gute Basistechnik sowie das geschulte Trainerauge enorm wichtig. Zu erkennen, wann eine Pause notwendig ist oder die Belastung noch gesteigert werden kann, lernt man mit den Jahren.“ Diese Erfahrung hat sich Böhme in seiner Zeit als Trainer bei den deutschen Skicrossern und im alpinen Weltcup erarbeitet. Seine Rückkehr ins heimische Allgäu hatte familiäre Gründe.
Während die Corona-Pandemie im Team nur eine geringfügige Rolle spielte, sind auch die körperlichen Defizite nicht so gravierend wie bei anderen Jugendlichen, denn die Kaderläufer durften stets trainieren. Und doch haben die diversen Krisen längst den alpinen Skisport erreicht. Auch in Deutschland steht er mit seinem hohen Energieverbrauch, unter anderem wegen künstlicher Beschneiung und Liftneubauten, in der öffentlichen Kritik.
Dieser Problematik ist sich auch der Deutsche Skiverband (DSV) bewusst, der – wie berichtet – auf Eigenverantwortung der Veranstalter und individuelle Lösungen setzt. „Denn so unterschiedlich die Rahmenbedingungen von Ort zu Ort oder von Disziplin zu Disziplin sind, so individuell müssen auch die Lösungsansätze sein“, sagte Stefan Schwarzbach (Betzigau), DSV-Vorstand Kommunikation, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben in den zwei Corona-Wintern zwar bewiesen, dass wir in der Lage sind, solche Schwierigkeiten zu bewältigen. Aber ehrlicherweise hätten wir auch gerne mal wieder einen Winter ohne Krisenmodus“. Bernie Huber (Obermaiselstein), leitender Schülertrainer im DSV, hat schon mal ein Zeichen gesetzt. Beginnen die Schüler normalerweise schon im Dezember, wurde der Wettkampfstart wegen der sichereren Schneelage auf Mitte Januar verschoben.
Leon und Mara freuen sich trotz aller Hindernisse darauf – und haben sich viel vorgenommen. Gilt es doch, vor allem beim Deutschen Schülercup gut abzuschneiden, wenn es um den Aufstieg in den nächsthöheren Kader geht.

Post Author: Dieter Haug