Das Leben der Skirennläufer Alexander und Manuel Schmid im Corona-Zeitalter
Beide wohnen im Elternhaus in Fischen. Beide sind sportlich erfolgreiche Skirennläufer. Beide haben das gleiche Ziel: Teilnahme an den alpinen Weltmeisterschaften im Februar in Cortina / Südtirol. Und doch begegnen sie sich nur selten. Jetzt in Corona-Zeiten sogar noch weniger. Die meiste Zeit leben sie aus dem Koffer. Die Rede ist von den Brüdern Manuel und Alexander Schmid aus Fischen. Während der jüngere Alex gerade seinen zweiten Podestplatz beim Parallelslalom in Lech / Arlberg „erfahren“ hat, nur sich dem späteren Sieger Alexis Pinturault geschlagen geben musste, kehrte sein Bruder Manu nach einem 18-tägigen Trainingslager in Copper Mountain / USA zurück. Gerade mal einen Tag konnten sie zusammen verbringen, bevor die Koffer wieder neu gepackt werden mussten. Alex fährt zum Trainieren nach Sölden und anschließend weiter nach Santa Caterina / ITA, wogegen Manu als nächstes Ziel Val d’Isere / Frankreich ansteuert.
Während das Skifahren in Deutschland derzeit nicht gestattet ist, haben einige Skigebiete in Europa für den alpinen Rennzirkus geöffnet. Um jedoch die Ausbreitung von Covid19 zu minimieren, leben und trainieren die deutschen Rennläufer in ihrer eigenen Blase. Manu, Spezialist für Super-G und Abfahrt, erzählt: „In Copper Mountain lebten wir, die Sportler (Josef Ferstl, Andreas Sander, Romed Baumann, Simon Jocher und Dominik Schwaiger, Thomas Dreßen aktuell verletzt) in einem eigenen Haus und sind nur raus, wenn wir trainierten oder Rennen fuhren. Die Trainer hatten ebenfalls eine eigene Wohneinheit. Das hieß natürlich auch selber einkaufen, Speiseplan aufstellen, kochen, und aufräumen. Also nix mit Hotel-Verwöhnservice!“ Und dennoch hat sich die Reise gelohnt. „Wir konnten ohne Einschränkungen und konzentriert trainieren, waren mit den Rennfahrerkollegen aus den USA in einer Bubble und konnten sogar an den vorgezogenen amerikanischen Meisterschaften teilnehmen. Ich persönlich konnte mir in den Überseerennen eine bessere Startnummer im Super-G erarbeiten.“
Alex, immer noch geflasht von seinem dritten Platz in Lech, steht vor dem Berg frischer Wäsche, den es noch einzupacken gilt. Er gehört zur Techniktruppe des Deutschen Skiverbands, ist spezialisiert auf Riesenslalom und Slalom und will sich, zusammen mit dem anderen Allgäuer Stefan Luitz, in der ersten Startgruppe etablieren. (Zur Mannschaft gehören auch Linus Straßer, Anton Tremmel, Bastian Meisen noch zwei weitere Allgäuer mit Sebastian Holzmann und Julian Rauchfuß. Blickt man in den Rennkalender, so erkennt man nur wenige Unterschiede im Vergleich zum letzten Jahr. Aber: „Unser Training ist mit strengen Auflagen verbunden“, erklärt er. „Wir haben zwar einen Pendlerausweis, der uns Fahrten innerhalb Europas erlaubt, aber wir werden ständig kontrolliert, müssen uns ständig testen lassen. Zudem hat die FIS den Weltcupkalender dahingehend verändert, dass alle Rennen in Mitteleuropa stattfinden. Auch wurden Rennen gestrichen. Damen- und Herren-Weltcups wurden getrennt und musste man sich witterungsbedingte Absagen oder Verlegungen einstellen.“
So zumindest der Plan. Wie man mit der alpinen Kombination, bestehend aus Abfahrt und Slalom, verfährt, wie das Konzept bei der Weltmeisterschaft in Cortina d‘Ampezzo Anfang Februar aussehen wird, all dies gilt es noch zu klären.
Kritik an den Liftschließungen und Skifahrverboten schwingt dagegen mit. „Im Frühjahr, als der Lockdown beendet worden war, hatten alle, Bergbahnen, Hotels, Gastronomie und Verbände wirksame Hygienekonzepte entwickelt und auch umgesetzt. Die haben funktioniert, so dass die erneuten Schließungen nicht zwingend notwendig erscheinen. Klar, dass Aprè-Ski-Partys nicht stattfinden können, leuchtet allen ein. Aber das war nach Ischgl auch nicht geplant.“
Negativ wird sich das Skiverbot in Deutschland auch auf die Vereine und die Nachwuchsarbeit auswirken. Sollte, wie viele befürchten, dieses Verbot sich über den ganzen Winter erstrecken, geht ein gesamter Jahrgang verloren. Und gerade jetzt, da Vereine und Verband ohnehin schon mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben, wird sich diese Tendenz noch verstärken. Besonders klar ersichtlich ist dies bereits auf der Damenseite zu sehen. Auch im alpinen Weltcup finden sich auf nationaler Ebene gerade noch zwei Allgäuerinnen mit der Krumbacherin Meike Pfister und der für den SC Oberstdorf startenden Liechtensteinerin Jessica Hilzinger.
Und dennoch sind Alex und Manu optimistisch. Ihrem Ziel, einer erfolgreichen Teilnahme an der WM in Cortina d’Ampezzo, ordnen sie alles unter.